Was jeder über gesunde Hufe wissen sollte

Leider muss ich als Hufpfleger immer wieder die Erfahrung machen, dass nur sehr wenige Pferdebesitzer irgendetwas über die Hufe ihrer Pferde wissen. Erstrecht weiß kaum einer, dass die Hufe lebenswichtige Aufgaben haben. Ein Pferd mit kranken Hufen leidet und stirbt nicht selten langsam vor sich hin. Da es nicht schreien kann, bemerkt so mancher Pferdebesitzer nichts von seinem Leid.

Noch so ein nettes Phänomen aus meinem Beruf als Hufpfleger: Wenn ein Pferd auf einem Bein lahmt, dann sehen das die meisten Besitzer. Wenn es aber auf allen vier Beinen lahmt, bemerken viele Besitzer gar nichts. Das fühlt sich anscheinend schon wieder recht symmetrisch an.

Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Unterricht, in dem ich saß, und mir dachte: „Wieso hat mir das keiner früher erzählt?“ Denn dann hätte die klaren Zeichen, die mir mein Pferd längst gegeben hatte, besser deuten können. Es waren Zeichen wie:

  • Wir verloren andauernd die Hufeisen beim Reiten
  • Der Hufschmied schlug fast immer die Nägel in die gleichen Löcher hinein.
  • Die Löcher waren, wenn er die Eisen herunter nahm deutlich zu sehen, teilweise waren sie von einem roten Rand umgeben
  • Der Huf hatte eine seltsame Form, er sah fast wie ein Schuh aus.
  • Nach dem Reiten hatte mein Pferd sehr oft dicke Beine im Röhrbein-Bereich (Vorderbeine am und über Fesselgelenk).
  • Mein Pferd hatte immer wieder wund geschlagene Stellen und dauerhafte Beulen an der Innenseite der Röhrbeine.
  • Mein Pferd hatte Mauke.
  • Mein Pferd machte im Gegensatz zu heute recht kurze Schritte. Es tänzelte sehr oft vor sich hin, war am Anbinde-balken immer unruhig, konnte quasi nie wirklich still stehen.

Und dann erklärte man mir, dass die Hufe Funktionen haben. Mir war das bis dahin nicht wirklich bewusst. Aber mir fiel es wie Schuppen von den Augen, und ich beschloss schon damals, dass das viel mehr Pferdebesitzer wissen sollten. Heute gibt es bei meinem Pferd keine der oben beschriebenen Situationen mehr.

Jetzt wollen wir uns das dazu notwendige Wissen gemeinsam anschauen.

Ach ja, das Argument, dass sich ohne Hufeisen das Hufhorn zu schnell abreibt, kann ich nicht bestätigen. Ich habe seit vielen Jahren viele Kunden und vier eigene Pferde. Alle haben immer noch Horn an den Hufen, obwohl sie seit Jahren ohne Hufeisen laufen und noch zusätzlich von mir alle sechs Wochen geschnitten werden. Die Natur hat vorgesorgt und lässt immer so viel Horn nachwachsen, wie abgerieben wird. Und ist der Boden besonders hart und reibend, wächst auch das Horn besonders hart und beständig nach. Wie oft fluche ich als Hufpfleger über diese Hufe, denn sie sind unglaublich schwer zu bearbeiten.